Mit dem diesjährigen Herbst ist ein neues Gesetz wirksam, das die Kinderbetreuung in Kärnten verändert: kleinere Gruppen, mehr Personal, besserer Verdienst, geringere Beiträge. Ein Lokalaugenschein in Liebenfels.
Liebenfels ist die sechst jüngste Gemeinde in Kärnten. Diese statistische Tatsache erfüllt den langjährigen Bürgermeister Klaus Köchl mit Stolz: „In unserer Gemeinde wächst die Bevölkerung stetig.“ Ausschlaggebend dürfte mitunter das gute Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen sein. Denn junge Familien bauen ihren Lebensmittelpunkt bevorzugt dort auf, wo sie ihre Kinder gut betreut wissen. Die Einwohnerzahl von Liebenfels beträgt derzeit rund 3.400; aus anderen Gemeinden findet Zuzug statt.
Große Nachfrage nach Betreuungsplätzen
280 Kinder verbringen ihre Vor- und Nachmittage in den Einrichtungen der Bimbulli GmbH in Liebenfels und Sörg. Dieser gemeinnützige Verein hat sowohl die Betriebsführung der Kindergärten und -tagesstätten inne, als auch der Horte und Ganztagsschule. Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen ist groß, vor allem für ganz kleine Kinder, erzählt Geschäftsführerin Brigitte Eberhard: „Wir betreuen derzeit 60 Kinder unter drei Jahren. Der Bedarf für Liebenfels ist damit abgedeckt. Aber wir bekommen sehr viele Anfragen von Eltern aus umliegenden Gemeinden.“
Für Kärntner Gemeinden besteht ein Versorgungsauftrag für die Betreuung von Kindern ab dem ersten Geburtstag. Ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz besteht allerdings nicht.
Bessere Entlohnung
Bereits seit Einführung des „Kinderstipendiums“ nehmen immer mehr Familien das Betreuungsangebot in Anspruch, erzählt Eberhard. Doch nur, wo genügen Personal vorhanden ist, kann die Nachfrage auch erfüllt werden. „Die Wertschätzung unserer PädagogInnen und BetreuerInnen war uns schon immer wichtig“, so Eberhard, „wir sorgen für ein angenehmes Arbeitsumfeld und haben uns bei der Entlohnung immer am Mindestlohn orientiert.“
Mit dem neuen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz ist es nun zu einer Erhöhung gekommen. Eberhard findet: „Es war Zeit für einheitliche Mindestentlohnungen. Wertschätzung muss da sein! Wir müssen unsere KollegInnen schützen und dürfen sie nicht ‚verbrennen‘.“
Kleinere Gruppen
Die Größe der Kindergartengruppen wird nun stetig abnehmen. Derzeit liegt die Gruppengröße in Liebenfels und Sörg bei 24 Kindern. Das kärntenweite Ziel sind 20 Kinder pro Gruppe. Mit der Einführung des sogenannten „Gratis-Kindergartens“ erfolgt die Betreuung der Kinder kostenlos. Für die Verpflegung und das kreative Arbeiten zahlen die Eltern Beiträge, die je nach Einrichtung variieren können. In der Gemeinde Liebenfels beträgt der Essensbeitrag im Kindergarten 70 Euro und der Bildungs- und Kreativbeitrag 15 Euro pro Monat.
Gesunde Küche
Dass diese Beiträge, im Vergleich zu anderen Kindergärten, relativ niedrig sind, liegt daran, dass die Gemeinde Liebenfels rund ein Drittel der Kosten für das Essen übernimmt und für den Jahresabgang aufkommt („Abgangsdeckung“). Zwei Köchinnen und eine Hilfsköchin bereiten in der hauseigenen, zentralen Küche das Essen für alle Einrichtungen zu – regional, saisonal und gesund.
Bonus & Baufonds
„Den PädagogInnen in der Kindertagesstätte wird nun erstmals auch eine Vorbereitungszeit zugestanden“, zeigt sich Eberhard, die selbst Hort- und Kindergartenpädagogin ist, erfreut. Für Einrichtungen, die flexible und längere Öffnungszeiten bieten, sind von Seiten des Landes Kärnten Bonuszahlungen vorgesehen. Mit dem „Bildungsbaufonds“ werden Gemeinden beim Ausbau der Kinderbetruungseinrichtungen unterstützt.
Kärntner Zahlen und Daten
Kärntenweit gibt es 709 Kinderbildungs- und betreuungseinrichtungen. Dazu zählen: Kindergarten, -krippe und -tagesstätte, Tagesmütter/-väter und Hort. Mit Stand Juni 2023 befinden sich 22.751 Kinder in Betreuung. Insgesamt 3.663 MitarbeiterInnen sind in den elementarpädagogischen Einrichtungen in Kärnten beschäftigt.